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Gemeinde Merzenich

50 Jahre Gemeinde Merzenich

In NRW wurde ab dem Jahre 1966 eine kommunale Gebietsreform durchgeführt, die ihren Abschluss erst im Jahre 1975 fand. Die bis dahin bestehenden Ämter wurden abgeschafft und die Amtsordnung aufgehoben. Von dieser Gebietsreform war auch das bisher bestehende Amt Merzenich mit den selbständigen Gemeinden Arnoldsweiler, Ellen, Girbelsrath, Golzheim, Merzenich und Morschenich betroffen.

So sah das Erste Neugliederungsprogramm ab 1966 “freiwillige Lösungen” vor.

Nach vielen Verhandlungen in den jeweiligen Gemeinderäten bestätigte schließlich das “Gesetz zur Neugliederung des Kreises Düren” vom 28.6.1969 in seinem § 3, dass sich die bisherigen Gemeinden Girbelsrath, Golzheim, Merzenich und Morschenich aus dem Amt Merzenich zu einer neuen “Gemeinde Merzenich” zusammenschließen. Dies war ausdrücklich eine vorweggenommene Teillösung auf freiwilliger Grundlage. Die damals auch noch zum Amt Merzenich gehörenden Gemeinden Arnoldsweiler und Ellen wurden in diese Lösung nicht übernommen.  Arnoldsweiler, weil es nicht wollte und Ellen, weil der Gesetzgeber anderer Auffassung war und meinte, dass die Autobahn A 4 eine beachtliche Zäsur in Richtung Merzenich darstelle (der Gemeinderat in Ellen hatte vorher für den Verbleib bei der Gemeinde Merzenich votiert). Die Geburtsstunde der neuen Gemeinde Merzenich war mit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes der 1.7.1969.

Als zweiter Schritt dieser kommunalen Gebietsreform trat am 1.1.1972 das “Aachen-Gesetz” in Kraft und beinhaltete folgende Regelungen für unseren Raum:

  1. a) Arnoldsweiler wird der Stadt Düren zugeordnet
  2. b) Ellen wird der Gemeinde Niederzier zugeordnet
  3. c) das bis dahin bestehende Amt Merzenich wird aufgelöst; Rechtsnachfolgerin ist die am 1.7.1969 auf freiwilliger Grundlage gebildete Gemeinde Merzenich.

Schließlich wurden die Kreise Düren und Jülich zusammengelegt.

Somit war der in Arnoldsweiler mit den Stimmen der CDU-Fraktion (gegen die Stimmen der SPD-Fraktion) mit nur 1 Stimme Mehrheit gefasste Beschluss, sich der Stadt Düren anzuschließen, vom Gesetzgeber übernommen worden. Eine daraufhin von der SPD-Fraktion eingeleitete Verfassungsklage wurde vom OVG in Münster trotz vieler gut begründeter Gegenargumente zurückgewiesen. Der Unterzeichner war seinerzeit -ehrenamtlicher- Gemeindedirektor in Arnoldsweiler und hat an der Verhandlung teilgenommen.

Im Zuge der Verhandlungen für das “Aachen-Gesetz” war Anfang 1971 vom Innenausschuss des Landtages der Vorschlag eingebracht worden, der neuen Gemeinde Merzenich die Gemeinden Buir und Manheim aus dem Kreis Bergheim zuzuordnen mit dem Argument, dass die Gemeinde Merzenich auf Dauer zu klein und daher nicht lebensfähig sei. Hiergegen hatte der Gemeinderat in Merzenich mit dem Argument der dadurch entstehenden “Zweipoligkeit” erfolgreich

demonstriert. Aber auch der Buirer Gemeinderat war hiermit nicht einverstanden gewesen, wie das Ergebnis einer gemeinsamen Zusammenkunft der Gemeinderatsmitglieder aus Merzenich und Buir in der Schule in Buir zeigte. Die Ratsmitglieder aus Buir verwiesen darauf, dass auch Buir den Status einer eigenen Amtsverwaltung habe und man nicht gewillt sei, dies aufzugeben. Letztlich war diese Zusammenkunft mit vielen negativen Facetten ausschlaggebend für die einmütige Haltung in Merzenich, sich mit Buir nicht zusammenfinden zu wollen.

Ruhe an der Neugliederungsfront war damit aber noch nicht gegeben.

Das am 1.1.1975 in Kraft getretenen “Köln-Gesetz” sah nämlich vor, die Gemeinde Buir der Stadt Kerpen zuzuordnen. Hiergegen klagte die Gemeinde Buir mit dem Ziel, eine eigene Gemeinde Buir mit den Ortsteilen Golzheim und Morschenich

(aus der Gemeinde Merzenich) zu bilden. Auch diese Klage wurde vom OVG in Münster abgewiesen, so daß das “Köln-Gesetz” bestätigt war.

Zum Zeitpunkt der Bildung der Gemeinde Merzenich am 1.7.1969 waren hier 6270 Einwohner gemeldet. Es gab noch keine Kindergärten, in den Ortsteilen bestanden noch die guten alten Volksschulen, erst am Anfang standen Kanalisierung und Straßenbau, in Merzenich wurden Baugebiete erschlossen (Benz-Gebiet am Arnoldsweiler Weg), Neubaugebiet in Girbelsrath.

Die Kritiker, auch nicht wenige im zuständigen Innenausschuß des Landtages, die damals meinten, die Gemeinde Merzenich sei bei dieser Einwohnerzahl im Einzugsbereich der Stadt Düren auf Dauer nicht lebensfähig, sind mit Blick

auf die spätere Entwicklung eines Besseren belehrt worden.

Abschließende persönliche Anmerkungen:

Dieses Exposé ist bewusst nur eine kurzgefasste Zusammenstellung der Ereignisse über den etwa 10 Jahre andauernden Prozess der kommunalen Neugliederung, von dem Merzenich in besonderer Weise permanent betroffen war.

Zeitweise hing alles am berühmten “seidenen Faden”. Immer wieder stand im politischen Raum die Frage, ob man Merzenich nicht auch wegen der Nähe zur Stadt Düren nach Düren eingliedern solle (wie etwa Merken mit dem damaligen Amt Mariaweiler u. a.). Die Merzenicher haben es aber durch viele geschickte “Manöver” verstanden, sich den Eingliederungsbemühungen der

Stadt Düren zu entziehen. Es wurden Gutachten in Auftrag gegeben und in das Verfahren eingebracht, um jeweils unsere Position zu stützen.

Der Unterzeichner hat damals als zuständiger Sachgebietsleiter die im Zusammenhang mit der kommunalen Neugliederung

auftretenden Fragen und Probleme bearbeitet. Es gab kaum eine Ratssitzung, in der nicht auch die “Kommunale Neugliederung” Tagesordnungspunkt war. Auch Arbeitsbesuche maßgeblicher Politiker des Landtages fanden regelmäßig statt.

In guter Erinnerung ist ein Treffen in Höhe der “Schönen Aussicht”, bei dem der damalige Vorsitzende des zuständigen Innenausschusses des Landtages und spätere Kölner Reg. Präsident, Franz-Josef Antwerpes, davon überzeugt werden musste, dass mit dem Blick von der Höhe der Schönen-Aussicht auf Düren und der Zäsur durch die damals in Planung befindliche neue Autobahn (Rotterdam-Euskirchen), die  zwischen Merzenich und Düren verlaufen sollte, Merzenich einfach selbständig bleiben müsse. Letzter Akt der kommunalen Neugliederung waren schließlich die mit der Stadt Düren und der Gemeinde Niederzier

abzuschließenden “Gebietsänderungsverträge”. So hatte das erheblich verkleinerte “Amt” Merzenich  Mitarbeiter an die Stadt Düren abzugeben und die Vermögens- und Schuldensituation musste aktualisiert werden. Resümierend bleibt festzuhalten, dass sich  für die “Merzenicher “die intensive Arbeit von Gemeinderat und Verwaltung gelohnt haben . Merzenich ist nicht wie andere im Umkreis der Stadt Düren gelegene Gemeinden der Stadt zugeordnet worden, sondern hat seine Selbständigkeit erhalten.

gez. Hermann Josef Werres
(Gemeindedirektor und Bürgermeister a.D.)                                                                                          

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