Da ein weiterer Verfall der Bausubstanz nach fachlicher Vorprüfung zu erwarten ist und die betroffenen Gebäude damit zunehmend eine Gefahr darstellen, werden die Grundstücke zeitnah beräumt. Die Gebäude unterliegen mit Rücksicht auf die Ortsanalyse des Landschaftsverbands Rheinland keiner besonderen Bedeutung. Der Abriss weiterer Gebäude ist zunächst nicht vorgesehen. Auf den frei gewordenen Flächen werden zunächst Wiesen angelegt, bis ein Konzept für neue Projektansätze vorliegt. Der Rückbau ist mit der Gemeinde Merzenich abgestimmt.
Im Sinne der Leitentscheidung arbeiten die Gemeinde Merzenich und die RWE Power gemeinsam mit weiteren Partnern an einer Strategieentwicklung für den „Ort der Zukunft“. Das Leitthema „Ressourcenwende Bau“ steht dabei besonders im Fokus. „Die besondere Umbruchsituation von Morschenich-alt bietet die Chance, neue Projektansätze zu verfolgen und unter Reallaborbedingungen vor Ort zu erproben“, sagt Bürgermeister Georg Gelhausen.
Der Grundgedanke: Parallel zur Erstellung einer gesamtheitlichen städtebaulichen Strategie wird der Lebenszyklusgedanke der Gebäude und Baumaterialien aufgegriffen und zunächst an Bestandsgebäuden, zukünftig aber auch an innovativen Neubauten erprobt. Die ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen für die Sanierung alter, dörflicher Bausubstanz sollen im Vergleich zu Neubauten überprüft werden. Auch die Wiederverwertbarkeit von Bauteilen und -materialien soll im Sinne einer ressourceneffizienten, kreislaufgerechten Bauweise untersucht werden. RWE Power-Flächenmanager Erik Schöddert: „Wir bauen damit auf dem Faktor-X-Konzept für umweltfreundliches Bauen auf. Wir haben es schon in Inden, Eschweiler und Bedburg umgesetzt. Es reduziert bei Neubauten den Baustoffeinsatz, den Energiebedarf und die Umweltwirkung, die ein Gebäude über seinen ganzen Lebenszyklus verursacht.“
Bis die ersten Erprobungen vor Ort starten können, ist es das erklärte Ziel beider Partner, die verbleibenden Gebäude in der Ortslage mit Blick auf bestands- und verkehrssichernde Maßnahmen auf Erforderlichkeit zu begutachten. Darüber hinaus wird der Ort bereits heute als Zeichen für die beginnende Transformation mit neuem Leben gefüllt. Unter anderem als Studienobjekt von Hochschulen rückt der Ort aufgrund seines Alleinstellungsmerkmals zunehmend in das öffentliche Interesse. So veranstaltet zum Beispiel das Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland den „Rheinischen Tag für Denkmalpflege“ am 2. Juni in Morschenich-Alt.
Die sechs zum Abriss anstehenden Häuser sind wegen ihres schlechten Zustands, statischer Bedenken und des bereits erfolgten und zunehmenden Bauteilversagens nicht Gegenstand der weiteren Projektentwicklung. Die Gemeinde Merzenich und die RWE Power weisen darauf hin, dass die Grundstücke und Gebäude wegen der Gefahrenlage nicht betreten werden dürfen.